Vergessene Künstlerinnen – A Space Of Their Own

von Carolin Aschoff

Die retrospektive Aufnahme von Frauen in einen etablierten Kunstkanon ist, wie im vorangegangenen Artikel „Frauen im Kunstkanon“ herausgestellt wurde, nicht abgeschlossen und bedarf permanenter Überprüfung. Einen bedeutenden Beitrag zur Forschung nach vergessenen Künstlerinnen lieferte die Kunstsammlerin und Autorin Jane Fortune. Sie gilt als weltweit anerkannte Befürworterin und Unterstützerin weiblicher Künstlerinnen. 

Nach ihrem Tod im Alter von 76 Jahren erhielt das Sidney and Lois Eskenazi Museum of Art der Indiana University in Bloomington im Jahr 2019 einen Nachlass von ihr, der nicht nur einige bedeutende Kunstwerke enthielt, sondern auch ein hinreichendes Kapital, um die Datenbank A Space Of Their Own aufzubauen. Mit A Space Of Their Own kreierte Fortune einen eigenen Raum, der sich ausschließlich weiblichen Vertreterinnen der Kunstszene und ihren Werken widmet.[1]

Interessierte [können] nach Kunstwerken von Frauen aus der Zeit vom 15. bis zum 19. Jahrhundert stöbern.

Schedlmayer, Nina: Revision der Kunstgeschichte. Wird der Kanon endlich weiblicher? In: Weltkunst. Heft 151, 2018. URL: https://www.weltkunst.de/kunstwissen/2018/12/revision-der-kunstgeschichte-wird-der-kanon-endlich-weiblicher

Dabei werden zahlreiche Informationen und originale Werke der Malerinnen, Grafikerinnen und Bildhauerinnen zur Verfügung gestellt. Die Bedeutsamkeit der Arbeit von Fortune steckt jedoch darin, dass die von ihr hervorgebrachten professionellen Kunstwerke von Frauen stammen, die selbst für Kunstkenner*Innen bis dahin völlig unbekannt waren – ihre Existenz geriet schlichtweg in Vergessenheit. Weder innerhalb der Kunstwissenschaft, noch im öffentlichen Raum, wie Museen oder Galerien, erhielten die bedeutenden Werke von über 600 weiblichen Künstlerinnen Beachtung. Forscherinnen der Indiana University lassen sie seither mit Unterstützung der florentiner Stiftung Advancing Women Artists durch aufwendige Restaurationen wieder zum Leben erwecken und schenken ihnen mit ihrer Arbeit die verdiente Aufmerksamkeit der Kurator*Innen, Kunstwissenschaftler*Innen und schließlich auch Privatpersonen.[2]

Ein Highlight der Sammlung sind die seltenen Malereien der Schwester Plautilla Nelli. Ihre Werke konnten allein durch die unermüdliche Arbeit Fortunes in Florenz erfolgreich identifiziert und konserviert werden. Einem Großteil der in der Datenbank gesammelten Künstlerinnen war zu ihren Lebzeiten der Zugang zur künstlerischen Lehre oder Bildung verweigert. Sie sollten hingegen die zeitgemäßen Rollenerwartungen der Mutter, Ehefrau, Hausfrau oder Nonne erfüllen. Hinzu kamen kulturelle und institutionelle Barrieren, die es Frauen nicht ermöglichten, sich als Künstlerinnen zu etablieren. So mussten sie sich ihr Handwerk schließlich selbst beibringen.[3] Ein Grund mehr, ihren Arbeiten eine größere Beachtung zu schenken als bisher.

Geplant sei, laut der Direktorin von A Space Of Their Own, Adelheid Gealt (2018), eine Art virtuelles Museum, das die gesammelten und restaurierten Kunstwerke einem interessierten Publikum zur Verfügung stellt.[4]




[1] Vgl. URL: https://artmuseum.indiana.edu/space-of-their-own/about/index.php

[2] Vgl. Halliday, Ayun: A Space Of Their Own. 2018 URL: https://www.openculture.com/2018/11/prepare-online-database-600-overlooked-female-artists-15th-19th-centuries.html

[3] Vgl. Halliday, Ayun: A Space Of Their Own. 2018 URL: https://www.openculture.com/2018/11/prepare-online-database-600-overlooked-female-artists-15th-19th-centuries.html

[4] Vgl. Stigler, Britt: A Space Of Their Own. Adelheid Gealt talks making room for women artists. 2018 URL: https://allarts.org/2018/11/a-space-of-their-own-adelheid-gealt-talks-making-room-for-women-artists/


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