von Hanna Beuel, Elisabeth Czarnetzki und Carla Frohnhöfer Laut Duden versteht man unter dem Begriff „Kanon“ eine „Richtschnur, [einen] Leitfaden“, einen Leitsatz, eine Faustregel oder ein Muster, ein gewisses Etwas eben an dem man sich orientieren kann. Auch als eine „Liste mustergültiger Autoren [und] Werke“ kann man ihn beispielweise begreifen (Vgl. Duden). Ein Kanon vereint, egal […]
Zeitgenössische Kunst und Kanon: Ein Widerspruch?
Ein Kunst – Kanon ist unter anderem ein Produkt der Zeit. Über Jahre und Jahrzehnte kristallisiert sich heraus, welche Kunstwerke der Menschheit in Erinnerung bleiben und welche in Vergessenheit geraten. Ein Prozess, in welchem die unterschiedlichsten Begebenheiten und Akteure mitwirken. Aber was bedeutet der Aspekt der Zeit im Kontext eines Kanons, welcher den Anspruch vertritt, auch zeitlich Relevantes und Zeitgenössisches mit einzubeziehen? Und ist ein solcher Anspruch überhaupt realistisch?
Der Kunstkanon in der Bildung
Welche Rolle spielt der Kunstkanon in der Bildung und wer oder was entscheidet über die künstlerischen Inhalte, welchen wir im Bildungsprozess begegnen? Auch die Kunstvermittlung hat sich schon lange mit diesem Aspekt befasst, weshalb heute im Bildungskanon verschiedenste Namen und Titel künstlerischer Werke aufgelistet werden und im Kunstunterricht als prüfungsrelevant erscheinen. Wie schaut es mit der Auswahl des kulturellen Kanons bzw. der Kunstwerke im Bildungssystem aus?
Frauen im Kunstkanon
Zu der Frage, wer im Kunstkanon vertreten ist, gehört auch die Frage nach der paritätischen Präsenz der Geschlechter. Hierbei fällt auf, dass bisher überwiegend männliche Künstler im Kanon vertreten sind. Welche Rolle Frauen im Kanon spielen und wie eine zeitgemäße Anpassung des Kanons erfolgen könnte, soll im folgenden Text kurz umrissen werden.
Vergessene Künstlerinnen – A Space Of Their Own
Der Kunstkanon wird vorwiegend von männlichen Vertretern der Kunstszene domniniert. Um dem entgegenzuwirken, gibt es immer mehr Kritiker und Organisationen, die für einen stärkeren Einbezug von Frauen in den Kanon plädieren. Die Organisation A Space Of Their Own forscht explizit nach vergessener Kunst von ausschließlich weiblichen Akteurinnen.
Kanonschreibung als Beginn einer Diskussion
Die Kanonschreibung benötigt eine neue Grundstruktur, um die bestehende Ordnung um zu wenig berücksichtigte Künstlerinnen und Künstler der Vergangenheit sowie die aktuelle Kunst sinnvoll zu erweitern. Gleichzeitig muss es möglich sein, einen roten Faden für einen jeden Interessierten bereitzustellen, von dem aus eine weitere Entwicklung, Vertiefung und vor allem Diskussion möglich ist. Ein Versuch.
Die andere Kunst
Das kunsthistorische Narrativ ist von einem westlich orientierten Fokus gezeichnet. In der Gesellschaft hat sich ein sehr verblendeter und in ausgrenzende Kategorien eingeteilter Begriff von Kunst der Moderne und auch von der Bezeichnung der Moderne allgemein eingebürgert. Trotz post-kolonialer und feministischer Ansprüche ist dieser um weiße männliche Kunst zentrierte Kanon weiterhin stark in Gebrauch und weit verbreitet.
WER ODER WAS MACHT EINEN KUNSTKANON?
Welche (menschlichen) Instanzen und Faktoren sind bei der Entstehung, Entwicklung und Etablierung eines Kunstkanons beteiligt? Und warum ist es überhaupt von Bedeutung, diese Frage zu stellen? Dieser Text beschäftigt sich mit diesen Fragen und versucht, den Aspekt der wirkenden Akteur*innen genauer in den Blick zu nehmen.
Was könnte eine Alternative zum Kanon sein? Die „Memory Stations“ der Akademie der Künste der Welt
In ihrem Beitrag spürt Hanna Beuel dem methodischen Vorgehen der Filmemacherin und Leiterin der Akademie der Künste der Welt Madhusree Dutta nach und schlägt ausgehend von ihrer Arbeit vor, das überholte Konzept des Kanons hinter uns zu lassen und neue Wege des Erinnerns und der Gemeinschaftsbildung zu beschreiten.
Museum und Kanon
Welche Rolle spielt die Institution Museum, wenn es um den Kunstkanon geht? Schreibt das Museum fest, welche Kunstwerke oder Künstler*innen (–Gruppen) zum Kanon gehören? Nach welchen Kriterien werden potenzielle Kanonwerke ausgesucht und wie verändert sich die Kunst, wenn in einem Museum gezeigt wird?