Entwicklung von Kunstmarkt und Museum

von Oana Breitkopf- Lazar

Unter „Kunstmarkt“ versteht man das Geschehen in den Galerien, auf Kunstmessen, Sammlerbörsen, Auktionen und an allen weiteren Schauplätzen, in denen Werke der bildenden Kunst gehandelt werden.
Kunst und Kommerz hängen dabei eng zusammen. 
Noch nie wurde mit Kunst so viel Geld umgesetzt wie heute. Die Preise für Van Gogh, Leonardo da Vinci, Picasso, Modigliani und andere berühmte Meister der Vergangenheit sind mit weit jenseits der 100 Millionen Euro-Grenze in schwindelerregende Höhen geklettert. 
Niemals zuvor war Spitzenkunst so teuer, zu keiner Zeit fanden sich so viele Käufer am Kunstmarkt. Die Motive für den Erwerb von Kunstwerken sind vielfältig. Neben vermögenden privaten Sammlern, Kunstmäzenen und Spekulanten treten auch häufig Institutionen und Unternehmen auf den Plan, die in Kunstobjekten ein geeignetes Mittel sehen, um für ihre Produkte zu werben und die bereit sind, horrende Summen in klassische und moderne Meisterwerke zu investieren. 
Nach dem Verständnis von Sachkundigen und Kunstliebhabern erhöht es das Ansehen von Privatpersonen beträchtlich, wenn sie als Kunstkenner gelten. „Der Kunstbesitz ist so ziemlich die einzige anständige und von gutem Geschmack erlaubte Art, Reichtum zu präsentieren. Den Anschein plumper Protzigkeit verjagend, verbreitet er einen Hauch ererbter Kultur“ (Kunsthistoriker Max J. Friedländer, im Buch von Hans Ulrich Thamer: „Kunst sammeln, S.15, Philipp von Zabern Verlag, 2015).
Neben dem Ausstatten des eigenen Heims oder auch dem Horten von Kunstwerken in Tresoren in der Hoffnung, das vermeintlich günstig Erworbene später mit Gewinn zu veräußern, besteht ein wichtiges Zielvieler Privatleute darin, ihre Sammlungen oder einen Teil davon öffentlichen Museen zu stiften oder als Leihgabe zu überlassen, wobei derartige Stiftungen und Schenkungen häufig mit der Möglichkeit verbunden sind, den Namen des Spenders untrennbar mit einem Raum oder auch mit einem ganzen Museum zu verknüpfen.

Darüber hinaus engagieren sich viele Kunstsammler auch bei der Förderung der Kunst in breiteren Bevölkerungsschichten durch Bildungsangebote z.B. in Kunstschulen, bei der Organisation von interessanten Ausstellungen, häufig in Kooperation mit öffentlichen Museen, bei der Erforschung der Kunstgeschichte, aber auch durch direkte Unterstützung von Kunstschaffenden.
Ein prominentes Beispiel dafür ist der französische Milliardär François Pinault. Mit einer Kunstsammlung von über 3000 Werken, drei privaten Museen und einem Auktionshaus, ist er einer der wichtigsten Kunstliebhaber und Sammler unserer  Zeit. Seine Projekte beschränken sich nicht auf das Erwerben von wertvollen Kunstwerken, sondern beinhalten auch die Unterstützung der Künstler, die Förderung von Museen und die wissenschaftliche Erforschung der Kunstgeschichte. In zwei seiner privaten Museen in Venedig, „Palazzo Grassi“, und „Punta de la Dogana“, stellt er Bilder von über 300 Künstlern aus. Sein drittes Museum ist seit 2018 das neu gestaltete „Bourse de Commerce“ in Paris. Dieses Gebäude, das er für die nächsten 50 Jahren nutzen darf, ist eine echte Kunstquelle und eine weitere internationale Attraktion in Frankreich, die für das interessierte Publikum bestimmt einen zusätzlichen Anreiz darstellt, das Land zu besuchen und dieses architektonische Highlight und die großartigen Kunstwerke darin zu bestaunen.
Das seit 1975 als Baudenkmal geschützte „Bourse de Commerce“ hat heute zwei Bedeutungen, eine Kombination aus Kulturerbe und zeitgenössischer Kunst. Durch die Vielfalt der gezeigten Kunstrichtungen (Malerei, Skulpturen, Fotographien, Videos, Performance, Installation) spricht es Menschen aus allen Altersgruppen mit verschiedenen Interessen an und bietet einen Überblick über die Schönheit der gegenwärtigen Kunst.
Mit Hilfe der privaten Kunstsammlung von François Pinault konnte auch das Museum Folkwang in Essen, 2017 eine Ausstellung namens „Dancing with myself“ veranstalten. Die Ausstellung, die aus Gemälden, Fotos, Videos und Skulpturen bestand, enthielt Selbstdarstellungen von 33 Gegenwartskünstlern.
Mit über 100 Werken von Künstlern wie Cindy Sherman, Rudolf Stingel, Helmut Newton, Bruce Nauman stellte er mit seinem Beitrag zwei Drittel der gezeigten Kunstwerke. Diese starke Beteiligung zeigt anschaulich die Bedeutung und den hohen Stellenwert privater Kunstsammler für öffentliche Museen. „Durch die Zusammenarbeit mit privaten Sammlern könnten die Museen ihren Besuchern Dinge bieten, die wir sonst nicht bieten könnten“, sagte Tobia Bezzola, Direktor des Museums (Beitrag von Dorothea Hülsmeier, dpa: „Museen zeigen Hochkarätiges aus privaten Sammlungen“ auf volksstimme.de, 2017).
Die Allianz zwischen Kunstmarkt, Kunstsammlern und Museen bringt großen Nutzen, solange dadurch die in den Museen gesammelten Kunstschätze bewahrt und als kulturelles Erbe und Ausdruck unserer nationalen Identität betrachtet werden. 
Damit dienen die Museen auch in Zukunft als Orte für die Aufbewahrung von klassischer, moderner und zeitgenössischer Kunst, als authentische Zeitzeugen der Vergangenheit und Gegenwart, die vergangene und aktuelle Epochen in der Geschichte der Menschheit verdeutlichen.

Quellen:

Beitrag von Dorothea Hülsmeier, dpa, in „Volksstimme“ Museen zeigen Hochkarätiges aus privaten Sammlungen (volksstimme.de, 2017)
Frankfurter Allgemeine Museen und der Kunstmarkt: Ein gefährlicher Flirt – Kunstmarkt – FAZ
Hans Ulrich Thamer: Kunst sammeln, S.15, Philipp von Zabern Verlag, 2015
H/Soz/Kult Historische Authentizität: Individuen und Gesellschaften auf der Suche nach dem Selbst – ein Forschungsbericht 
RobbReport Die 10 wichtigsten Kunstsammler der Welt | Robb Report
Welt Leihgaben: Wenn private Kunstsammler mehr besitzen als Museen – WELT
Welt Kunstmarkt-Boom: Alle verkaufen, außer die Museen – WELT
Zeit Online Kunstmarkt: Kunst für alle? Ja, aber nicht so! | ZEIT ONLINE

Beitrag erstellt 12

Verwandte Beiträge

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben